Jetzt bin ich also fast eine Woche hier drüben in den Staaten und ich dachte es ist Zeit für ein kleines Update. Eigentlich ist momentan nicht so viel los bei Little Brothers (das ist die Organisation für die ich hier arbeite), aber ich hatte trotzdem viel zu tun, einfach weil ich mich an alles gewöhnen muss und ein paar Formalitäten erledigen musste wie z.B. ein Konto eröffnen, damit ich meine checks die ich kriege einlösen kann.
Angekommen bin ich also am Samstag frühmorgens, nach ein paar Stunden Schlaf wurde ich auch gleich in Party-Vorbereitungen eingespannt, Cathy die Frau vom „Boss“ und meine Gastmutter ist 50 geworden und es gab ´ne große Party mit 150 Leuten und ich durfte beim Kochen und Dekorieren helfen, das hat echt Spaß gemacht; so konnte ich gleich viele Leute kennenlernen, besonders Cathy´s Nichten fanden meinen Akzent anscheinend sehr komisch und hatten viele Fragen über Deutschland (z.B. „Do you have chocolate in Germany?“ und so weiter...).
Bei der Gelegenheit habe ich mich dann auch ein paar Freunde meines Gastbruders getroffen, u.a. einen Austauschschüler aus Norwegen, dessen Namen ich nicht buchstabieren kann.
Am Sonntag habe ich dann das erste mal die Umgebung hier ein wenig erkundet, Dave mein Mitbewohner hat mich ein bisschen rumgefahren und mir alles gezeigt. Dave wohnt im Intern House von Little Brothers, das ist direkt neben dem Bürogebäude. Mit ihm habe ich dann am Montag auch die ersten transports gemacht, das heisst wir haben Leute zu Hause abgeholt, dann zum Krankenhaus oder zum Arzt gebracht und auch wieder zurück. Die medical transports gehören neben den visits zu meinen Hauptaufgaben. Bei einem visit besucht man einen von den „Elderly“ und unterhält sich meist einfach mit denen, manchmal nimmt man sie dann auch mit und geht was essen oder einkaufen damit die mal raskommen. Für viele ist das die einzige Gelegenheit in einem Monat das Haus zu verlassen. Ich habe eine „old lady“ auf meiner Liste, die hat ihr Haus das letzte mal vor 3 Monaten verlassen, und das auch nur weil sie ins Krankenhaus musste. Das was ich hier mache hat also wirklich einen Sinn, weil die Leute einfach sozialen Kontakt brauchen, man merkt echt nach einem Besuch wie dankbar die dafür sind, das ist nicht bei allen so, aber bei den meisten.
Am Dienstag bin ich dann zu Mike und Cathy gezogen, ich wohne jetzt quasi bei meinem Chef. Mike und Cathy sind echt total nett und haben immer ein offenes Ohr, das ist echt gut. Die Atens (Aten ist der Nachname ;-) ) wohnen in Tapiola das ist ungefähr eine halbe Stunde von der Stadt entfernt und ziemlich weit außerhalb (wer möchte kann ja mal bei google maps gucken), nachts wird es auch recht kalt da draußen, vorgestern hatten wir morgens -5° C, das macht mir komischerweise nicht viel aus, eigentlich bin ich ja recht kälteempfindlich.
Ich mag es da draußen zu wohnen, so lange man ein Auto hat ist das in Ordnung und die Landschaft ist da einfach superschön, vom Küchenfenster aus kann man super den Sonnuntergang sehen, ich werde auch bald mal Fotos vom Haus machen und hier posten, die Architektur ist nämlich echt interessant.
Ein Auto habe ich hier auch, gleich am Montag wurden mir die Schlüssel zu diesem „Schmuckstück“ überreicht, es ist ein roter Ford Taurus, nicht besonders hübsch und ein wenig Rost hat die Kiste auch, aber sie bringt mich von A nach B und das auch noch sicher, was will man mehr?
Ich bin auch schon ein bisschen herumgefahren und habe die Stadt und Umgebung erkundet, verfahren hab ich mich auch einmal, aber Mike hat mir sein Zweit-Navi geliehen das kann ich jetzt benutzen.
Vielleicht sollte ich auch mal ein bisschen zur Gegend hier erzählen, ihr seid bestimmt alle brennend daran interessiert ;-).
Houghton-Hancock liegt auf der Upper Peninsula von Michigan, vom Rest Michigans ziemlich abgelegen (Es braucht länger um von hier nach Detroit zu fahren als es dauert von Detroit nach Washington D.C. zu fahren...), am Besten ihr guckt euch das mal auf einer Karte an. Houghton und Hancock sind eigentlich zwei verschiedene Städte, man nennt sie nur oft zusammen weil die beiden nur durch einen Kanal (Portage Lake Channel heisst der glaube ich) getrennt werden, über den eine Brücke führt. Houghton hat ca. 7000 Einwohner und Hancok so ca. 3000, zusammen also ungefähr 10 000 Einwohner. Houghton ist die Heimat der Michgan Technological University, eine Uni die ihren Fokus auf Engineering u.Ä. legt. Es gibt hier auch noch eine zweite Uni (Finlandia University), die hat aber nur 500 students und konzentriert sich auf Kunst und sowas.
Früher war die Gegend hier mal sehr reich, es gibt hier einen der größten Kupfervorräte der Welt und schon die native Americans, die Ureinwohner, haben hier Kupfer abgebaut. Als dann die Einwanderer hierher kamen, Kupfer fanden und begannen es abzubauen löste das einen regelrechten copper rush aus, zu vergleichen mit dem Goldrausch. Es kamen immer mehr Einwanderer hierher und die Gegend wurde sehr reich, sogar so reich und einflussreich das man vorhatte Calumet (das ist eine Stadt die ein wenig nördlich von hier liegt) zur Hauptstadt Michgans zu machen. Irgendwann gab es aber einen Punkt an dem die Minen dann alle geschlossen wurden, warum genau weiß ich nicht und es konnte mir auch bisher keiner den ich gefragt habe sagen. Auf jeden Fall spielt das Kupfer jetzt eigentlich keine Rolle mehr, es ist einfach zu teuer es hier zu fördern und die Preise wären nicht konkurrenzfähig, dabei gibt es hier immer noch unglaublich viel davon im Boden. Die Haupteinnahmequelle ist jetzt der Tourismus und der größte Arbeitgeber hier ist die Universität, die recht großen Zulauf hat weil es hier auf der Upper Peninsula nur sehr sehr wenige gibt. Das sollte an Hintergrundinfos erst einmal reichen, ich werde da immer mal wieder drauf zurückkommen.
Heute Abend werde ich wahrscheinlich nach Copper Harbour fahren, das ist ein kleines Touri- Örtchen ganz im Norden der Halbinsel, nördlicher geht’s im Prinzip nicht. Ein Volunteer von Little Brothers hat da ein Wochenendhäuschen und hat gesagt dass er mich mitnehmen will und dann bleiben wir da je nach Wetterlage eine oder zwei Nächte.
Heute Abend kommt auch Martin wieder, der Freiwillige den ich quasi ersetze, mit dem werde ich dann wohl nächste Woche die meiste Zeit unterwegs sein.
Hui, ist doch relativ lang geworden, eigentlich wollte ich gar nicht soviel schreiben, naja was solls ich zwinge ja keinen das alles zu lesen.
Viele Grüße aus dem Copper Country, ich hoffe euch allen geht’s gut,
Hendrik
Edit: Bin heute doch nicht nach Copper Harbor gefahren, das wurde auf morgen verschoben.
Edit: Bin heute doch nicht nach Copper Harbor gefahren, das wurde auf morgen verschoben.
Eier, wir brauchen Eier!
AntwortenLöschenUnd wie viel Liter verbraucht der Ford? 20? :D
AntwortenLöschenWird bei dir am Wochenende das Internet abgestellt?^^
AntwortenLöschenDer Ford verbraucht so 12 l auf 100 km,das geht noch ^^, der von meinem Gastbruder verbraucht locker 20 l, is allerdings auch nen dicker truck mit v8 motor
AntwortenLöschenInet hatte ich keins weil ich am Ende der Welt war wo es sowas nich gibt ^^